Hintergrund

Der Klimawandel – ein historisch einmaliges Gesundheitsrisiko

Der Klimawandel hat fatale Auswirkungen auf die Gesundheit von uns und unseren Patient*innen. Die Hitzewelle 2003 war in ganz Mitteleuropa mit einer hohen Übersterblichkeit verbunden, besonders bei älteren Patient*innen mit Vorerkrankungen. Durch die Verlängerung der Pollenflugsaison und vermehrte bodennahe Ozonbildung treten Allergien mit Atemwegsbeschwerden häufiger auf. Durch die Dürre schwinden regional natürliche Erholungsräume, während Psycholog*innen gleichzeitig immer häufiger junge Menschen mit Zukunftsängsten behandeln. Sogar einige bisher unbekannte Erkrankungen wie das West-Nil-Fieber fassen in Deutschland Fuß. Mit fortschreitender Erderwärmung werden sich diese Gesundheitsfolgen verschärfen. Auf Patient*innen im globalen Süden sind die Auswirkungen noch dramatischer.

Die historische medizinische Chance des Klimaschutzes

Effektiver Klimaschutz kann die Gesundheit unserer Patient*innen massiv verbessern. Ein schneller Ausstieg aus fossilen Energieträgern verbessert die Luftqualität und reduziert das Risiko für Atemwegserkrankungen. Aktive Mobilität im Alltag, etwa mit dem Fahrrad, senkt nicht nur den CO2-Ausstoß, sondern auch das kardiovaskuläre Risiko. Eine gesunde Ernährung mit viel Gemüse und Hülsenfrüchten verringert das Risiko für eine ganze Reihe von Erkrankungen von Atherosklerose über Diabetes bis Darmkrebs und schont dabei unsere Lebensgrundlagen.

Als Ärzt*innen haben wir eine doppelte Verantwortung: Eine medizinische Verantwortung gegenüber der Gesundheit unserer Patient*innen und eine gesellschaftliche Verantwortung angesichts der Bedrohung unserer Existenzgrundlagen durch die Klimakrise. Beim Klimaschutz können wir beidem gleichermaßen gerecht werden – denn gesunde Menschen gibt es nur auf einer gesunden Erde.

Was wir als Ärzt*innen tun können

Um mit effektivem Klimaschutz die Gesundheit unserer Patient*innen und des Planeten gleichermaßen zu verbessern, stehen drei konkrete Möglichkeiten im Vordergrund: Gesündere Rahmenbedingungen schaffen, eine klimasensible Gesundheitsberatung etablieren, und den Gesundheitssektor klimaneutral machen. Für alle drei Möglichkeiten bietet KLUG Anknüpfungspunkte, Fortbildungen und Materialien an.

Gesündere Rahmenbedingungen schaffen

Der wohl schnellste und effektivste Weg zu einer gesünderen und klimafreundlicheren Gesellschaft ist die Verbesserungder Rahmenbedingungen. Ist gesundes Essen günstig und verfügbar und gibt es gute Fahrradwege, werden sich unsere Patient*innen gesünder ernähren und mehr bewegen. Deshalb arbeitet ein Netzwerk aus Ärzt*innen bei KLUG auf mehreren Ebenen genau daran.

Klimasensible Gesundheitsberatung

Das ärztliche Gespräch bietet einen einzigartigen Rahmen, um mit Menschen über Lebensstiländerungen ins Gespräch zu kommen. Werfen Sie einen Blick in unseren „Arztkoffer“: Hier stellen wir Materialien für das Gespräch mit Patient*innen zur Verfügung. Sie haben das Gefühl, oft nicht ausreichend Zeit für Gespräche zu haben? Erste Praxen beginnen, sich bewusst mehr Zeit pro Patient einzuplanen. Falls Sie hierzu mehr Informationen benötigen, kontaktieren Sie uns gerne.

Klimaneutraler Gesundheitssektor

Der Gesundheitssektor ist für rund 5-7% der deutschen CO2-Emissionen verantwortlich. Dem ärztlichen Leitsatz primum non nocere – „zuerst, nicht schaden“ – folgend geht es deshalb darum, den Gesundheitssektor rasch zu dekarbonisieren.

Deshalb haben wir die Initiative „Gesundheit braucht Klimaschutz“ gestartet, um bis 2035 Klimaneutralität im Gesundheitssektor anzustreben.